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Unter einem Riss versteht man eine Trennung im Holz längs der Fasern. Diese Zerreißung wird verursacht durch Spannungen, die die Querzugfestigkeit des Holzes erreicht haben. Risse im Holz sind oftmals Anlass zu Reklamationen, insbesondere von Endverbraucherkunden. Risse können im weiterverarbeiteten Holz zu optischen und technischen Mängeln führen. So sind Risse in Parkettböden zumindest optische Mängel. Sie stellen aber auch technische Mängel dar, vor allem wenn sie zu Verletzungen des Nutzers beim Betreten führen. (Ausführliche Informationen zu Mängel, Gewährleistung und Garantie bei Parkett-Böden.)
Risse können bereits im lebenden Baum entstehen, verursacht durch Wachstumsspannungen oder mechanische Einwirkungen (z. B. Wind, Frost oder langen Trockenperioden). Am häufigsten kommen sie aber am geschlagenen Holz oder beim Schnittholz als Folge zu rascher Trocknung vor, durch damit auftretende Zugspannungen (Schwindspannungen). Hier spricht man von so genannten Schwindrissen oder Schwundrissen und Trocknungsrissen.
Schwindrisse
Schwundrisse als Hirn- und Mantelrisse im Rundholz, Schwindrisse im Schnittholz und in daraus hergestellten Endprodukten
Schwindrisse sind allgemein Risse, welche infolge durch ungleiches Trocknen des Holzes entstehen. Bei der Trocknung, besonders wenn diese zu rasch erfolgt, treten große Spannungen im Holz auf, die sich unter anderem in der Entstehung von Schwindrissen auswirken. Im Rundholz entstehen mehr oder weniger tief greifende Stirn- und Mantelrisse.
Holz trocknet über die Stirnseiten (Hirnseiten), durch die dort angeschnittenen Fasern und Wasserleitungsröhren, besonders schnell aus. Dies betrifft neben dem Rundholz auch das Schnittholz und Holz in weiterverarbeiteten Produkten, wie z. B. in Holzfußböden. Über die längs angeschnittenen Leitungsbahnen der Seitenflächen erfolgt die Trocknung wesentlich langsamer. Daher werden bei Hirnholz sehr schnell die Festigkeitskräfte des Holzes überschritten und das Holz bekommt „Hirnrisse“ (= „Stirnrisse“).
Hirnrisse werden durch die rasche Austrocknung über Hirn verursacht, bedingt durch die bessere Leitfähigkeit in Faserrichtung und stärkerer Luftströmung an den Brettenden. Solche Risse verlaufen einige Zentimeter tief, entlang der Faserrichtung. Sie können durch Anbringen von Stahl- bzw. Kunststoffklammern, durch Schutzanstriche auf der Hirnseite oder durch überstehende Stapellatten weitgehend vermieden werden. Die äußeren Jahrringe, im Splintholzbereich, trocknen viel schneller als das Kernholz. Deshalb schrumpft der Splintmantel um den noch feuchten Kern. Es bilden sich viele radiale Trocknungsrisse im Splint. Beim Heruntertrocknen des Kernholzbereiches bilden sich auch dort radiale Risse.
Bei leicht reißenden Holzarten, wie z. B. bei der Rotbuche und vielen meist dichteren tropischen Hölzern, können durch zu rasches Trocknen selbst starke Rundhölzer völlig aufgespalten werden. Solche Spannungsrisse sind keine Trocknungsrisse.
Schnittholzsortimente, wie z. B. Bretter oder Pfosten, welche nicht sachgemäß getrocknet werden, bekommen leicht Risse. Es entstehen hierbei vor allem Endrisse (Hirn-/Stirnrisse). Kernbretter reißen leicht radial auf. Liegt bei Kantholz die Kernröhre nicht in der Mitte des Querschnittes, dann bilden sich meist auf der Kernseite mehrere stärkere aber kurze Schwindrisse, während die andere Seite (die „linke Seite“ oder die „kernabgewandte Seite“) weniger zu Rissbildungen neigt. So empfiehlt es sich, stets kernfreies oder zumindest kerngetrenntes Holz zu produzieren und einzusetzen.
Trocknungsrisse
Holz arbeitet, d.h. es gibt Feuchtigkeit aus dem Holz an die Umgebungsluft ab bzw. nimmt Feuchtigkeit aus der Luft auf und verändert dadurch sein Volumen. Beim Trocknen verringert das Holz sein Volumen, es schrumpft. Bei der Feuchteaufnahme quillt es und vergrößert sein Volumen. In den unterschiedlichen Richtungen des Holzes arbeitet das Holz verschieden stark. Entlang der Jahrringe (tangentiale Richtung) arbeitet das Holz 1,5 bis 2 mal so stark wie senkrecht zu den Jahresringen. Bei starkem und schnellem Schwund können die entstehenden Schwindkräfte die innere Festigkeit des Holzes übersteigen, das Holzgefüge zerreißt und es bilden sich Risse.
Trocknungsrisse entstehen durch Austrocknung des Holzes bis unter die Fasersättigungsfeuchte, welche im Durchschnitt bei ca. 30 % liegt. Dies kann bei Kernhölzern und Reifhölzern bereits kurz nach der Fällung im trockeneren Kernbereich des Stammes eintreten. Man spricht hierbei auch von einer so genannten „Initialrissbildung“.
Trocknungsrisse treten in weiterer Folge auch im Schnittholz auf und können auch als „Sekundärrissbildung“ bezeichnet werden. Risse treten bei Lufttrocknung nach entsprechend langer Lagerdauer bei jeder Holzart auf. Diese Risse können im Holzinneren oder an der Holzoberfläche auftreten. Ursache für Oberflächenrisse sind Außenspannungen, durch zu rasche Trocknung oder bei Parkettböden nach dem Einbau, verursacht durch ein zu trockenes Raumklima („Tertiärrissbildung“).
Solche Risse sind gleichmäßig über die ganze Oberfläche verteilt und verlaufen entlang der Holzstrahlen bzw. entlang des Faserverlaufes. Holzstrahlen wirken bei der Rissbildung zusätzlich als Spaltebene. Derartige Risse reichen nie von einer Brettseite auf die andere. Durch eine so genannte Konditionierung in der Endphase einer technischen Trocknung können Oberflächenrisse geschlossen werden.
Innenrisse entstehen hingegen durch innere Verschalung oder durch Zellkollaps, welche durch zu intensive technische Trocknung verursacht werden. Derartige Risse können durch kontrollierte und so genannte milde Trocknungen verhindert werden.
Zulässigkeit von Rissen in den technischen Regelwerken
Die Beurteilung des Holzmerkmales „Risse“ in den entsprechenden unterschiedlichen Produktnormen bezieht sich immer auf den Zustand zum Zeitpunkt des Verlassens des Herstellerwerkes, Handwerksbetriebes oder Händlers, oder auf den Zeitpunkt des Einbaus.
Das eingebaute Produkt und sein späteres Verhalten im eingebauten Zustand sind vor allem vom Umgebungsklima abhängig.
Wie lassen sich Trockenrisse minimieren?
- Holz mit der richtigen Holzfeuchtigkeit (= Gebrauchsfeuchtigkeit) Das bedeutet, dass die Holzfeuchtigkeit dem jeweiligen Verwendungsort entsprechend angepasst sein muss. Das Holz arbeitet dann nur noch in der Bandbreite der Klimaänderung am Verwendungsort.
- Wenn möglich, die rechte Brettseite nach außen zugewandt Rechte Seiten neigen weniger zur Rissbildung.
- Durch spezielle Bretteinschnitte neigen Schnitthölzer weniger zur Vor allem Rift- und Halbriftbretter, das heißt Bretter mit stehenden oder leicht geneigten Jahresringen arbeiten weniger als Seitenbretter mit liegenden Jahresringen und bilden dadurch weniger stark Risse aus. Gleichzeitig ist die Oberfläche durch die „stehenden“ Jahresringe mit seinen härteren Spätholzzonen abriebfester.
Vor allem bei der Betrachtung von alten Holzbauten kommen viele Menschen zu dem Urteil: Risse können auch schön sein!
Risse in Parkettfußböden
Folgende Fragestellungen sind dazu zu klären:
Hat ein Parkettleger als Auftragnehmer mit der, im Rahmen seiner handwerklichen Leistungen üblichen Sorgfalt, überhaupt die Möglichkeit
„Risse“, speziell „Trockenrisse“ innerhalb von Deckschichtlamellen zu verhindern?
Raumklimatische Bedingungen innerhalb einer Heizperiode spielen in den jeweiligen Räumlichkeiten eine wesentliche Rolle für eine etwaige Rissbildung. So ist für Holzfußböden ein Raumklima mit einer relativen Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 50 % und einer Raum-/Bodentemperatur zwischen 20°bis 23°optimal und kann so zur Rissvermeidung beitragen.
Der Parkettleger ist als Fachmann verpflichtet, den oder die Nutzer auf die entsprechenden Pflegehinweise des Herstellers aufmerksam zu machen. Auch auf ein richtiges Lüften im Winter ist hinzuweisen. Mehrmaliges Stoßlüften ist zu empfehlen. Ein sehr langes Lüften im Winter führt zu einer weiteren Absenkung der bereits niedrigen Luftfeuchtigkeit. Viele Feuchtequellen im Raum sind während einer Heizperiode ideal.
Zudem ist es die Pflicht eines Bodenlegers, vor der Verlegung im Rahmen der entsprechenden Normen, beispielsweise die Ebenheit und die Verlegereife (z. B. Feuchtigkeit) von Estrichen zu messen bzw. festzustellen.
Handelt es sich bei Rissen um ein materialspezifisches, kennzeichnendes Merkmal?
Selbst bei Einhaltung günstiger raumklimatischer Bedingungen können vor allem bei dichteren Holzarten (dazu zählen vor allem viele tropische Hölzer), aber durchaus auch Rotbuchenholz und Eichenholz, Trockenrisse entstehen.
Handelt es sich um produktionstechnische Problemstellungen, wie z. B. den Herstellungsprozess der Deckschichtlamellen oder den Trocknungsprozess von der Rohware für die Produktion der Deckschichtlamellen?
Selbst bei einer sachgemäßen Holztrocknung können feine Mikrotrockenrisse entstehen, welche sich während der Heizperiode vergrößern können und dann oft als ein „Mangel“ angesehen werden. Derartige Trockenrisse innerhalb von Deckschichtlamellen beeinträchtigen nicht nur das Gesamtbild hinsichtlich des Geltungsnutzens, sondern auch die Wertschöpfung und Werterhaltung von Mehrschichtparkettflächen.
Im Falle von Mehrschichtparkettelementen ist es wichtig, dass die jeweiligen Holzarten, aufgrund ihrer unterschiedlichen Dichten und ihrem verschiedenen
Quell- und Schwindverhalten, zum Zeitpunkt ihrer Herstellung verschiedene Holzausgleichsfeuchtigkeiten besitzen. Sie sind daher auf die entsprechende Holzfeuchtigkeit zu trocknen und dann erst zu einem Parkettelement zu verkleben.